POP
C D s
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
GEHEIMTIPP
Curtis Harding
SOUL POWER
Laith Al-Saadi
REAL
Ryan Bingham
FEAR AND SATURDAY NIGHT
Anti/Indigo CD
(auch als LP
erhältlich)
(41)
Weberworks CD/www.m
indaudio.de
(38’)
Wrasse/HM CD
(52
’)
Stilistisch erinnert der Gitarrist aus
Atlanta zum einen an Curtis May-
field, Marvin Gaye und Southern
Soul-Traditionen, während wie-
derum sein Faible für Gospel und
Rock jeden Verdacht von beque-
mem Neo-Traditionalismus aus-
räumt. Bizarr allerdings für einen
schwarzen Soulman, dass „I Don’t
Wanna Go Home“ sehr an frühe
Who erinnert! „Beautiful People“
ist dagegen eher Psychedelic Soul
a la Sly Stone, während „Heaven’s
On The Other Side“ großen Gefallen
bei Fans der Temptations finden
dürfte. Curtis Harding weiß, warum
er seinen Bassgitarristen nicht nur
bei „I Need A Friend“ so prominent
im Mix produzierte.
F. Sch.
Rauschebartträger
unter sich.
Für seine EP „Real“ hat sich Laith
Al-Saadi mit der nicht minder
gesichtsbehaarten Basslegende
Leland Sklar (Jackson Browne,
James Taylor) verabredet. Um sie
herum tummeln sich weitere Spit-
zenleute wie Jim Keltner (Drums)
und Larry Goldings (Hammond
B-
3
). Mit dieser Topbesetzung
nahm der Telecaster-Gitarrist ganz
ohne Overdubs, Autotune oder
Dynamikkompression eine ehrli-
che Blues-Gospel-Rock-Mischung
klassischen Zuschnitts auf. Der zu
100
Prozent handgemachten Roots
Music merkt man an, dass Al-Saadi
an fünf Abenden die Woche live
auftritt.
hake
Anders als im Song „The Weary
Kind“ für den Film „Crazy Heart“ will
sich der „Oscar“-Preisträger Ryan
Bingham hier nicht als Spezialist in
Sachen Weltschmerz präsentieren,
im Gegenteil: Das keltisch-folkloris-
tisch unterfütterte „Island In The
Sky“ klingt so optimistisch wie das
Tex/Mex-Intermezzo „Adventures
Of You And Me“. Die Band hinter
ihm demonstriert bei „Radio“ den
weit prominenteren Kollegen von
Crazy Horse, wie man deren Sound
auch mit richtiger Finesse musizie-
ren kann. „Darlin“ ist Binghams
zärtliche Aufforderung zum Tanz an
seine Liebste, „Hands Of Time“ die
kleine Bo Diddley-Hommage.
F. Sch.
MUSIK
KLANG
Supertramp
CRIME OF THE CENTURY-
DELUXE EDITION
A&M
2 CDs
(117
’)
Auch als LP
und 3-LP-Box erhältlich
1 9 7 4
erlebten Supertramp mit
„Crime Of The Century“ ihren
Durchbruch. Längst gilt dieses drit-
te Opus der britischen Rockband
neben „Breakfast In Amerika“ als
ihr wichtigstes. Während Letzteres
mit musikalischem Zuckergebäck
verführt, beeindruckt „Crime“ nicht
zuletzt durch dunkel-dramatische
Töne.
Nun ist eine von Ray Staff in den
Londoner Air Studios neu remas-
terte Edition erschienen, die sich
im Vergleich mit anderen Ausga-
ben prächtig schlägt. So tönt eine
rund
30
Jahre alte MFSL-Pressung
(aus der „Original Master Recor-
dings“-Serie), von Stan Ricker als
Half-Speed Master geschnitten,
vergleichsweise bedeckt, ja fast
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
1
KLANG ★ ★ ★ ★ ★ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ l
matt. Kein vinylspezifisches Cha-
rakteristikum, denn auch als LP
überzeugt die neue Edition mit
klarerem Klang. Und selbst im Ver-
gleich mit einer von Greg Calbi um
die Jahrhundertwende remaster-
ten Fassung punktet sie deutlich:
Hier beeindruckt vor allem das
offenkundige Plus an dynamischer
Bandbreite. So hat „School“ in
der neuen Fassung einen um vier
Dezibel höheren „Dynamic Range“-
Wert, bei „Bloody Well Right“ ist
dieser gar fünf dB größer. Nicht
zuletzt deshalb wirkt „Bloody Well
Right“ nun noch bissiger, steigert
sich „School“ nach verhaltenem
Beginn noch dramatischer. Ein
Indiz für Frieden im sogenannten
„Loudness War“?
Die Bonus-Disc der „Deluxe Edi-
tition“ bietet nicht - wie sonst oft
üblich - bisher unveröffentlichte
Demoversionen und Outtakes, son-
dern frühe Versionen des Album-
nachfolgers „Crisis? What Crisis?“
und das komplette „Crime“-Album
live, wobei sich die Versionen meist
eng an die bekannten Studiofas-
sungen anlehnen.
Andreas Kunz
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
Julia Biel
LOVE LETTERS AND OTHER MISSILES
Proper CD
(V.O
.: 30.1.)
(45
’)
Die in der Schwebe gehaltenen Ak-
kordfortschreitungen in Moll, das
lässig gespielte Besenschlagzeug
und die an Billie Holiday erinnern-
den Blue Notes im Gesangsvortrag
stammen aus dem Jazz einer längst
untergegangenen
Epoche,
die
moderne Produktion und einige
lasziv-mitternächtliche Momente
a la Lana Del Rey dagegen sind im
Popsektor unserer Tage anzusie-
deln. Mit dem famosen neuen Al-
bum findet Julia Biel ein Fleckchen
im Niemandsland zwischen beiden
Musikwelten. Die Engländerin be-
setzt ihre eigene Soundnische und
wird
2015
den verdienten Durch-
bruch im großen Stil schaffen.
hake
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
ROCKLAND
Universal CD
(V.Ö
.: 16.1.) Auch als LP
erhältlich (42’)
Mal rockig wie „Oh My God“, mal
poppig-melodiös wie „Lady Grey“
- doch neben eingängigen Melodi-
en erklingen auf „Rockland“ auch
schwungvolle Polka und ruppiger
Country und Cajun wie im Opener
„Old De Spain“. Das Frauenquartett
kombiniert seinen vierstimmigen Ge-
sang mit so exotischen Instrumenten
wie Bass-Balalaika und Blecheimer.
Aber auch Akkordeon, Mandoline
und Geige sind im Spiel. Mit knappen
elf von ursprünglich über
80
neuen
Songs haben die Damen aus Oslo
den Nachfolger von „A Kiss Before
You Go“ auf ein Minimum konden-
siert. Oder steht uns da vom dritten
Album bald noch eine „extended
version“ ins Haus?
wz
MUSIK ★ ★ ★ *-★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★ ____________
Garth Brooks
MAN AGAINST MACHINE
Pearl/Sony CD
(58’)
Im Oktober
2000
verkündete Garth
Brooks, unangefochtener Rekord-
halter im Country-Marktsegment,
aus familiären Gründen seinen
Rückzug aus dem Tour- und Plat-
tengeschäft. Ganz ohne Rückfälle
hat er den Entschluss seither zwar
nicht durchgehalten, „Man Against
Machine“ ist jedoch tatsächlich das
erste Album mit neuem Material
seit „Scarecrow“. Als hätte es die
lange Pause nie gegeben, versorgt
der US-Amerikaner die Gefolgschaft
weiterhin zuverlässig mit sofort zu-
gänglichen Mitsingnummern und
kernigem Hörstoff zum Austoben.
Ein Comeback ohne Neuerungen
also - den Fans wird’s recht sein.
hake
MUSIK
KLANG
STEREO 2/2015 123